Ein winterlicher Sommertrüffel

Pilzanfragen im Winter sind etwas besonderes! Nicht viele gehen in der kalten Jahreszeit Pilze sammeln, und jene, die es tun, kennen sich oft so gut aus, dass sie keine Unterstützung brauchen – zumal es ja sowieso nur wenige Arten gibt dann.
Deshalb war ich freudig überrascht, als gegen Ende Februar letzten Jahres eine Anrufer mit einer Pilzanfrage an mich gelangte. Als er mir dann auch noch mitteilte, dass er glaube, einen Trüffel gefunden zu haben, war ich ziemlich skeptisch und dachte an einen Scherz. Doch dem war nicht so!
Kurze Zeit später hielt ich die Knolle in meinen Händen und musste ihr zugestehn, dass sie mit vollem Recht den Namen Burgunder-Trüffel (Tuber aestivum) tragen durfte. Dass diese Trüffelart auch als Sommertrüffel bezeichnet wird, trug wenig dazu bei, den Fund Ernst zu nehmen.
WP_20150126_13_58_05_ProGemäss Aussage des glücklichen Finders – einem Trüffelliebhaber – hatten sich seine Kinder tags zuvor im verschneiten Garten aufgehalten und unter einem Magnolienbaum herum gegraben. Offenbar waren sie dabei auf die Knolle gestossen, konnten ihr aber nichts abgewinnen und warfen sie zur Seite.
Als der Trüffelliebhaber am nächsten Tag in sein Auto steigen wollte, traute er seinen Augen nicht, als er die Knolle daneben im Schnee liegend entdeckte.

Ein möglicher Zufall
Es ist tatsächlich so, dass die Burgunder- oder Sommertrüffel in der Schweiz vorkommt. Ihre im Juni noch unreifen Fruchtkörper reifen bis zum September und können bis ins Folgejahr im Februar überdauern. Sie gehört zu den Trüffeln mittlerer Güteklasse und ist zum Verzehr durchaus geeignet. Das gefundene Exemplar war von guter Qualität und wurde vom Finder mit Freude und Genuss verspeist.

Seltener Steinpilz (Boletus aereus)

 

Im Jahr 2012 hatte ich noch nicht soviel Ahnung von Pilzen und wusste deshalb im ersten Moment nicht, was ich da genau für einen Röhrling mitten auf einem Waldweg in Bülach gefunden hatte.

Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass mir ein ganz seltener Fund ins Körbchen gehuscht ist. Das hat mich natürlich riesig gefreut! Gleichzeitig hat aber auch das schlechte Gewissen an mir genagt, weil er als gefährdet auf der Roten Liste steht. Na ja, schon mal gepflückt, ist er dann trotzdem in der Pfanne gelandet, also das, was die Schnecken davon noch übriggelassen haben.

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Boltus aereus besitzt im Gegensatz zu Boletus edulis (Fichtensteinpilz) und B. aestivalis (Sommersteinpilz) einen feinsamtigen sehr dunklen, schwarzbraunen Hut, wobei auch der Sommersteinpilz ziemlich dunkel ausfallen kann.

Auffallend ist  der braune Stiel, der etwas heller als der Hut ist und im unteren Stielbereich ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes braunes Netz besitzt. Natürlich ist das Netz wie bei allen Steinpilzen direkt unter dem Hut, an der Stielspitze feinmaschig weiss.

Auch B. aestivalis  hat am Stiel, ein meist bräunliches schmutziges Netz, jedoch ist der Stiel im allgemeinen nicht fast gleichfarbig wie der Hu wie bei B. aereus. Der Stiel von B. aereus ist auch bauchiger, als bei B. aestivalis. Boletus edulis hat dagegen ein sehr ausgeprägtes markantes weisses Stielnetz.

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Jedes Jahr halte ich natürlich an derselben Stelle, nach weiteren Fruchtkörpern Ausschau. Leider bisher erfolglos. Sollte wider Erwarten trotzdem mal wieder einer auftauchen, werde ich hier davon berichten.

Auf der Seite des WSL (Pilzverbreitungsatlas der Schweiz) sind seit 1970 gerade mal 42 Funde verzeichnet. Wer Interesse hat, kann die Fundorte auf folgendem Link abrufen. Meinen Fund habe ich damals nicht gemeldet.

Verbreitungsatlas der Pilze Schweiz (Suchmaske) :

http://merkur.wsl.ch/didado/fungusweb2.search_map?sprache_app=D