Problemzone Jagdschießanlage Au in Embrach

Gebiet beim Pilze sammeln großräumig meiden!

Westlich des Psychiatrie-Zentrum Hard, in weniger als 1.5 km Entfernung, befindet sich die Jagdschießanlage Au in Embrach. Sie liegt in Mitten einer der schönsten und bundesrechtlich geschützten Auenlandschaft der Region. Seit 1965 in Betrieb, wurde sie über die Jahre hinweg immer mehr zum Zankapfel für verschiedene Interessengruppen. Trotz teils heftiger Gegenwehr der betroffenen Bevölkerung und professionellen Expertisen über die massive Umweltproblematik ist sie noch heute in Betrieb! Nun zeigt sich ein neues Licht am Horizont.

Am 31. Oktober 2003 publizierte der Zürcher Unterländer den folgenden Leitartikel:
Bundesrat hält schützende Hand über Auenlandschaften
Ab dem 1. Dezember sind drei Auenlandschaften im Unterland neu bundesrechtlich geschützt. Am Tössunterlauf in Freienstein liegen gleich zwei schützenswerte Objekte, in Oberglatt ein drittes…

Am 23. September 2005 schrieb dieselbe Zeitung folgendes:
Von Scheiben und Scherben
Die Umweltschädigungen durch den Betrieb der Jagdschießanlage Au in Embrach machen einigen Kantonsräten Sorgen. Alles halb so wild, meint der Regierungsrat auf eine entsprechende Anfrage…
WieseSo folgten über die Jahre diverse Artikel in verschiedenen Zeitungen, die auf die Missstände in den Tössauen hinwiesen. Am 16. März 2009 publizierte das AWEL (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich) seinen Untersuchungsbericht, der eine massive Verunreinigung von Boden und Grundwasser mit Blei und Antimon/Arsen beschrieb. In Zahlen ausgedrückt ist im Untersuchungsbericht von 200’000 bis 250’000 kg Blei und 600 kg Antimon/Arsen die Rede! Viel Grund- und Oberflächenwasser durchströmt die belasteten Bereiche und verfrachtet die Schadstoffe.
Wasser_SchuttEinige Zeit später wurden dann von einer unabhängigen Stelle auch noch die Tontaubenscheiben genauer untersucht und in diesem Zusammenhang eine sehr große Belastung des Bodens mit PAK festgestellt (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, viele davon sind nach heutigem Wissenstand nachweislich karzinogen, also krebserregend).


Ein massiver Interessenkonflikt zu Ungunsten der Natur

Bildlich betrachtet liegt in diesem Gebiet das Gewicht eines A380 (grösstes Passagierflugzeug der Welt) an Blei und Kunststoff! Und dennoch wird auch 8 Jahre nach Publikation des Berichtes geschossen, 9 Monate im Jahr, 5 Tage die Woche, bis 400’000 Schuss pro Jahr!
KugelfängeDies, obwohl heute die technischen Möglichkeiten bestehen, die Schießtrainings in Simulationsanlagen durchzuführen, die sogar die Verwendung der eigenen Waffe ermöglichen. In der Schießanlage Au werden nicht einmal die Kugelfänge erneuert, die aus völlig zerfetzten Pneus bestehen und jegliche Vermischung mit dem Erdboden zulassen. Und hier wird auch heute noch mit Blei geschossen. Die Aufräumpflicht wird, vor allem im Waldbereich, komplett vernachlässigt!
Seit September 2008 kämpft der Verein Pro Töss-Auen gegen diese Zustände an, fordert die Schließung der Schießanlage, mit fundierten Argumenten, Publikationen und Klagen …  und wird politisch und juristisch ausgetrickst. Chronologie, Medien- und Untersuchungsberichte können unter http://www.protoessauen.ch/  nachgelesen werden.


Gebiet beim Pilze sammeln unbedingt grossräumig umgehen

Waldboden2Der belastete Boden zieht sich ein ganzes Stück über die Töss hinaus bis in die Fruchtflächen auf der gegenüberliegenden Flussseite. Der Waldbreich unterhalb der Schießanlage ist 30 cm tief von Scheibenfragmenten, Schrot und Hülsen bedeckt. Jeder Schritt wird durch ein Knirschen und Knacken begleitet, als würde man über Schotter gehen. Die Bäume sind gespickt mit Blei- und Eisenschrot.
Pilz mit SchrotBitte umgehen Sie beim Pilze sammeln das Gebiet weiträumig und konsumieren sie keine Fruchtkörper aus dieser Gegend – auch keine Morcheln. Pilze haben die Eigenschaft, Schadstoffe, insbesondere Schwermetalle aufzunehmen und zu kumulieren. Entsprechende Untersuchungen im Jahre 2014 von Pilzen vor Ort weisen hohe Belastungswerte aus!
Es ist paradox und macht sehr betroffen, auf dieser Webseite eine Warnung vor einer bundesrechtlich geschützten Auenlandschaft aussprechen zu müssen, die es Wert ist und in jeder Hinsicht verdient hätte, unser regionaler Stolz zu sein. Wo ist sie verblieben während der vergangenen 13 Jahren, die schützende Hand des Bundes über unserer Auenlandschaft?


Ein neues Licht am Horizont?

2013 wurden die kritischen Stimmen auch in der Politik immer lauter. So wollten Kantonsräte vom Regierungsrat wissen, wie die Zukunft für den Schießstandort Embrach geplant sei, da der Baurechtsvertrag 2015 auslaufen sollte und noch keine realistische, zeitnahe Alternative in Sicht war. Das Ende des Baurechtsvertrags mit der Gemeinde Embrach galt als grosser Hoffnungsträger aller Gegner der Jagdschießanlage. Nahe liegender Weise wollten alle wissen, ob über eine allfällige Verlängerung diskutiert wurde? So war es dann auch!
Der Kanton hatte per 2015 tatsächlich keine brauchbare Alternative zur Hand und stützte voll umfänglich auf seine Argumentation ab, dass der Schießbetrieb für die Ausbildung der Jäger weiterhin gewährleistet werden muss. Umwelt und Anwohner standen seit jeher hinten an.
Embrach deckte 80% des gesamten Schießvolumens ab. Die beiden anderen kantonalen Jagdschießstandorte Meilen und Pfäffikon waren offensichtlich auch keine Alternativen. In Meilen wird nur an zwei Tagen die Woche geschossen, und Pfäffikon …? Pfäffikon setzte sich als Gemeinde tatsächlich durch und beschloss die unverzügliche Schließung ihrer Schießanlage, zu Gunsten ihrer Anwohner – und Frustration des Kantons und der Jäger!

Für Embrach war das offensichtlich etwas schwieriger! Mit dem riesigen Kostendruck der Sanierung der bundesrechtlich geschützten Auenlandschaft im Nacken und der Option eines diesbezüglichen Deals mit dem Kanton auf dem Tisch – wurde politisch entschieden. Die großen Hoffnungen all jener, die sich für die Auenlandschaft und die Einstellung des Schießbetriebes einsetzten, wurden enttäuscht, der Pachtrechtvertrag verlängert!

Und dennoch, die Gemeinde Embrach versichert, dass spätestens Ende 2019 definitiv Schluss ist mit dem Schießbetrieb in den Tössauen! Der ausgehandelte Vertrag beinhaltet die Übernahme der Jagdschießanlage Embrach per 1. Januar 2014 (spätester Zeitpunkt) durch den Kanton, namentlich das Amt für Landschaft und Natur (ALN), und garantiert, dass der Übergangsbetrieb, die Stilllegung, die Sanierung sowie der Rückbau der Jagdschießanlage Au Embrach geordnet und fachgerecht erfolgen. Das (und mehr) wurde so in der Medienmitteilung vom 27.06.2013 kommuniziert und kann unter folgendem Link nachgelesen werden:
http://www.zh.ch/internet/de/aktuell/news/medienmitteilungen/2013/157_jagdschiessanlage_embrach.html

Dies ist das Licht am Horizont – und ein Versprechen!!!

LepistaKehrt nach beinahe einem halben Jahrhundert doch noch Ruhe ein in den Tössauen – und wie werden diese aussehen, wenn das belastete Erdreich abgetragen und die bleischweren Bäume entsorgt sind?
Die Hoffnung bleibt immer eine Option!

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